Was
ist Edelstahl ? Edelstahl
(nach DIN EN 10020) ist eine Bezeichnung für legierte oder unlegierte
Stähle, deren Schwefel- und Phosphorgehalt (sog. Eisenbegleiter) 0,035
% nicht übersteigt. Häufig sind danach weitere Wärmebehandlungen
(z. B. Vergüten) vorgesehen.
Die
alleinige Begriffsdefinition, ein Edelstahl sei ein „chemisch besonders
reiner“ oder „nicht rostender“ Stahl ist ungenau bzw. falsch.
Ein
Edelstahl muß nicht zwangsläufig den Anforderungen eines nicht
rostenden Stahls entsprechen. Trotzdem werden im Alltag häufig nur
"Niro-Stähle" als Edelstähle bezeichnet. Ebenso muß ein
rostfreier Stahl nicht unbedingt auch ein Edelstahl sein.
Zu
den Edelstählen zählen zum Beispiel hochreine Stähle, bei
denen durch einen besonderen Herstellungsprozeß Bestandteile wie
Aluminium und Silizium aus der Schmelze ausgeschieden werden, oder zum
Beispiel auch hochlegierte Werkzeugstähle, die für eine spätere
Wärmebehandlung vorgesehen sind.
Es
kommt also auf die klar definierte Qualität an - und das ist unsere
Stärke ! Das
optische Erscheinungsbild (Formschönheit, Schleifmuster, schöne
Politur) muß sich gerade bei architektonisch schönen Gestaltungen
mit der optimalen Eignung verbinden:
Entscheidend
ist : Gegen
welche Einflüsse soll der Edelstahl beständig sein?: ...Korrosion
(„nicht rostend“), Witterungsbeständigkeit (Architektur)
...Leitungswasser
(hier ist die örtliche Wasserqualität entscheidend !)
...Heizungswasser,
inhibitorhaltige Wässer im Anlagenbau usw.
...ozon-
oder chlorhaltige Wässer (Schwimmbadtechnik usw.)
...aufbereitetes
Wasser, teilentmineralisiertes Wasser, entmineralisiertes Wasser
...destilliertes
Wasser für Labortechnik, chemische Industrie
...
Frostschutzmittel, frostschutzmittelhaltige Wässer und Gemische
...organische
Säuren (Obstsäfte, Wein, Essig)
...Kraftstoffe,
flüssige Kohlenwasserstoffe
...chemische
Substanzen; Säuren, Basen und basische oder säurehaltige Lösungen
...Gase,
Dämpfe im Inneren oder von Außen
...verstärkte
Belastung durch hohe Strömungsgeschwindigkeiten (z.B. in Rohrleitungen)
...Druckbeständigkeit,
auch stark wechselnde Drücke und Strömungsgeschwindigkeiten
...Kavitationsgefahr
(Dampfblasen-Implosion)
Welche
Lebensdauer ist erwünscht? Nur
wen die genaue Verwendungsfähigkeit und die einwirkenden Stoffe (z.B.
durch eine genaue Bezeichnung oder Analyse) beschrieben wird, kann die
geeignete Qualität des Stahls festgelegt werden!
Die Stahlgruppennummern
nach DIN EN 10027-2 kennen folgende Bezeichnungen:
10 bis 19 – unlegierte Edelstähle
20 bis 89 – legierte Edelstähle
Beispiel: X5 CrNi 18-10,
Werkstoff-Nr. 1.4301
(Die Zahl 43 steht laut
Norm für „nichtrostend, mit >2,5 % Ni, ohne Mo, Nb und Ti“).
Hochlegiert ist ein Stahl
dann, wenn die Summe aller Legierungselemente (Ausnahme C) mehr als 5 %
ragen.
Edelstähle
nach Werkstoffnummern: Hier
finden Sie die WEB-Seiten zu den unterschiedlichen Edelstahl-Qualitäten
und ihrer Eignung:
...WNr.
1.4003
...WNr.
1.4016
...WNr.
1.4021
...WNr.
1.4104 (X12CrMoS17)
...WNr.
1.4301 (X5CrNi1810)
...WNr.
1.4305 (X10CrNiS189)
...WNr.
1.4306 (X2CrNi1911)
...WNr.
1.4310 (X12CrNi177)
...WNr.
1.4401 (X5CrNiMo17-12-2),
...WNr.
1.4571 (X6CrNiMoTi17-12-2)
...WNr.
1.4541 (X6CrNiTi1810)
...WNr.
1.4841 (X15CrNiSi25-20)
...WNr.
1.4816
...Was
ist Nirosta ?
...Was
ist Stahl ?
Was ist Nirosta ? Nirosta ist die Markennamenbezeichnung
für hochlegierte, flachgewalzte rostfreie Stähle der ehemaligen
Friedrich Krupp AG, die heute ThyssenKrupp Nirosta GmbH heißt. Es
steht für "Nichtrostenden Stahl". Der Begriff wird im täglichen
Sprachgebrauch für alle Stähle verwendet, die aufgrund ihrer
chemischen Zusammensetzung (mind. 13 % Chromgehalt) nicht oxidieren, bzw.
eine dichte Passivschicht bilden, die eine weitere Oxidation verhindert.
Nirosta hat oft ein austenitisches Gefüge (so genannte kubisch-flächenzentrierte
Struktur, auch fcc für "face centered cubic"). Dieses lässt
sich leicht umformen (Tiefziehen, Biegen etc.).
Die häufigste Legierung
ist X5CrNi18-10 (Werkstoff-Nr. 1.4301).
Sie wird für Spülbecken,
einfache Blechteile, Geschirr und Besteck verwendet (Aufschrift "18/10").
Weitere Bezeichnungen:
Analog existieren noch Bezeichnungen
wie V2A, A2, VA4, A4:
V2A
= Versuchsschmelze 2 Austenit (Markenname der Krupp AG)
V4A
= Versuchsschmelze 4 Austenit (Markenname der Krupp AG)
Das Stahlprodukt aus der
„Versuchsschmelze 2 Austenit“ entstand 1912 für die Legierung vom
Typ X5CrNi18-8, auch „Stainless Steel“ oder „Edelstahl Rostfrei“.
Fälschlicherweise wird
für alle nichtrostenden Stähle auch der Begriff "Edelstahl" sehr
häufig verwendet. Edelstahl ist jedoch die Bezeichnung für einen
Stahl mit besonders hoher Reinheit. Er muß nicht zwangsläufig
hochlegiert und rostfrei sein wie die oben genannte Werkstoffart. Umgangssprachlich
wird NIROSTA oder aber auch Edelstahl oft fort NIRO oder NIRO-Stahl genannt,
aber auch völlig falsche Schreibweisen wie „Nieroster“ oder „Niroster“
sind anzutreffen.
Weitere Informationen
unter: ...WNr.
1.4301 (X5CrNi1810)
...Was
ist Edelstahl ?
...WNr.
1.4003
...WNr.
1.4016
...WNr.
1.4021
...WNr.
1.4104 (X12CrMoS17)
...WNr.
1.4305 (X10CrNiS189)
...WNr.
1.4306 (X2CrNi1911)
...WNr.
1.4310 (X12CrNi177)
...WNr.
1.4401 (X5CrNiMo17-12-2), WNr. 1.4571 (X6CrNiMoTi17-12-2)
...WNr.
1.4541 (X6CrNiTi1810)
...WNr.
1.4841 (X15CrNiSi25-20)
...WNr.
1.4816
...Austenit,
austenitische Stähle
Edelstähle
nach Werkstoffnummer (WNr.) und Verwendungszweck: Edelstahl
WNr. 1.4003 Ein ferritischer, korrosionsträger
Stahl mit etwa 11 % Chrom und einem Nickel-Zusatz. Er ist weit beständiger
als allgemeine Baustähle, aber kostengünstiger als die hochlegierten
rost- und säurebeständigen Stähle. WNr. 1.4003 zeichnet
sich durch eine Kombination guter Korrosionsbeständigkeit und Abriebfestigkeit
mit hohen statischen und dynamischen Festigkeitswerten, guter Schweißbarkeit
und problemloser Verformbarkeit aus. Schweißen nach allen bekannten
Verfahren ist ohne Schwierigkeiten möglich. Die Eigenschaften des
Stahls werden durch Gefügeänderungen in der Wärmeeinflusszone
nur unwesentlich beeinträchtigt. Seine Anwendung findet WNr. 1.4003
am besten dort, wo bisher unlegierte oder niedrig legierte Stähle
zur Erreichung besserer Korrosionseigenschaften durch Streichen oder Beschichten
oberflächenbehandelt werden mußten, wo aber die Verwendung eines
rostbeständigen Edelstahls aus Preisgründen ausschied.
Verwendung
von Edelstahl WNr. 1.4003:
Schienenfahrzeugbau- Personen-
und Güterwaggons etc.; Nutzfahrzeugbau- LKW-Aufbauten, Fördertechnik
-
Bandförderanlagen,
Kippmulden etc.; Maschinen- und Apparatebau - Wassertechnik, Klimabereich,
Zuckerindustrie, Agrartechnik - Silos, Stalleinrichtungen, Weinbaupfähle
etc.; sonstiges - Profile, Konstruktionsbereich, Kabelschächte
etc.
Edelstahl WNr. 1.4016 Ein ferritischer, 17 %iger
Chromstahl mit guter Korrosionsbeständigkeit. Die Polierfähigkeit
ist sehr gut, ebenso die Tiefziehfähigkeit und die Biegefähigkeit.
Ein Streckziehen ist nur im begrenzten Umfang möglich. Beim Verformen
ist zu beachten, dass der Stahl bei Temperaturen unter 20 Grad Celsius
zur Versprödung neigt. Die Kaltumformbarkeit wird verbessert, wenn
man Werkstoff und Werkzeug auf 100-300 Grad Celsius erwärmt, was besonders
bei Blechstärken über 3 mm zu empfehlen ist. Scharfe Abkantungen
parallel zur Walzrichtung sind zu vermeiden. Ein Schweißen ist mit
elektrischen Verfahren möglich, im Schweißbereich tritt jedoch
eine Versprödung und eine Verminderung der Korrosionsbeständigkeit
ein.
Die Zerspanbarkeit ist mit
der legierter Einsatzstähle vergleichbar. Wie bei allen weichen Qualitäten
muss mit der Bildung von Aufbauschneiden und einem behinderten Spanabfluss
gerechnet werden.
Verwendung
von Edelstahl WNr. 1.4016
Der hohe Chromgehalt verleiht
dem Stahl eine gute Beständigkeit gegen Wasser, Wasserdampf, Luftfeuchtigkeit
sowie schwache Säuren und Laugen. Die Anwendungsmöglichkeiten
sind sehr vielfältig, z. B. für Haushalts- und Küchengeräte,
im Gastgewerbe, bei der Nahrungsmittel- und Getränkeproduktion, in
der Möbelindustrie, Innenarchitektur, Medizintechnik und in bestimmten
Zweigen der chemischen Industrie, bei Sanitär-, Heizungs- und Klimaanlagen
und in vielen anderen Bereichen.
Edelstahl WNr. 1.4021 Ein chromlegierter, nichtrostender
Vergütungsstahl mit einem mittleren Kohlenstoffgehalt. Er wird stets
im vergüteten Zustand verwendet. Eine gute Korrosionsbeständigkeit
ist nur dann gewährleistet, wenn die Oberfläche fein geschliffen
ist.
Die Polierfähigkeit
ist sehr gut. Ein Schweißen ist nur unter Anwendung bestimmter Vorsichtsmaßnahmen
möglich und ist im allgemeinen nicht zu empfehlen. Die Zerspanbarkeit
ist mit der legierter Vergütungsstähle vergleichbar und bereitet
keine sonderlichen Schwierigkeiten.
Verwendung
von Edelstahl WNr. 1.4021:
Der Stahl kann überall
dort eingesetzt werden, wo Bauteile, Geräte und Instrumente, die eine
mittlere Festigkeit aufweisen sollen, einer Einwirkung von Wasser, Wasserdampf
oder Luftfeuchtigkeit ausgesetzt sind. Er findet eine weite Verbreitung
im Maschinenbau, Turbinenbau, Pumpenbau, für Armaturen, Haushaltsgeräte,
Sportartikel, medizinische und chirurgische Instrumente etc.
Edelstahl WNr. 1.4104 (X12CrMoS17) Ein vergütbarer, rostsicherer
Automatenstahl mit 17 % Chrom und Molybdänzusatz, der zur Verbesserung
der Zerspanbarkeit mit Schwefel legiert ist. Durch den höheren Schwefelgehalt
wird die Korrosionsbeständigkeit und die Zähigkeit herabgesetzt.
Für Kaltumformung ist
diese Qualität nicht geeignet, ebenfalls nicht für Verbindungsschweißungen.
Verwendung
von Edelstahl WNr. 1.4104 (X12CrMoS17):
Für Drehteile bei Automatenarbeiten,
wenn keine großen Anforderungen an die Korrosionsbeständigkeit
gestellt werden.
Edelstahl WNr. 1.4301 (X5CrNi1810) Ein austenitischer, säurebeständiger
18/10 Cr-Ni-Stahl, der wegen seines niedrigen Kohlenstoffgehaltes nach
dem Schweißen bei Blechstärken bis 5 mm auch ohne nachträgliche
Wärmebehandlung interkristallin beständig ist. Er ist für
eine Temperaturbeanspruchung bis 300 Grad Celsius zugelassen. Bei höheren
Arbeitstemperaturen sollte der titanstabilisierte Stahl nach WNr. 1.4541
verwandt werden. Die Schweißbarkeit ist nach allen elektrischen Verfahren
gut, ein Gasschmelzschweißen sollte nicht angewendet werden. Der
Stahl hat eine sehr gute Polierfähigkeit und eine besonders gute Verformbarkeit
durch Tiefziehen, Abkanten, Rollformen etc. Bei der Zerspanung muss wegen
der Neigung zur Kaltverfestigung mit Werkzeugen aus
hochlegiertem Schnelldrehstahl
oder Hartmetall gearbeitet werden.
Verwendung
von Edelstahl WNr. 1.4301 (X5CrNi1810):
Der Stahl ist gegen Wasser,
Wasserdampf, Luftfeuchtigkeit, Speisesäuren sowie schwache organische
und anorganische Säuren beständig und hat sehr vielfältige
Verwendungsmöglichkeiten wie z. B. in der Nahrungsmittelindustrie,
bei der Getränkeproduktion, in der Pharma- und Kosmetikindustrie,
im chemischen Apparatebau, in der Archiktektur, im Fahrzeugbau, für
Haushaltsgegenstände und -geräte, für chirurgische Instrumente,
im Schank- und Küchenbau, bei Sanitäranlagen, für Schmuckwaren
und Kunstgegenstände. Die Korrosionsbeständigkeit wird durch
das Elektropolieren wesentlich erhöht. Dies wird insbesondere in der
Pharma-, Lebensmittel- und Medizintechnik gefordert. Ungeeignet ist dieser
Cr-Ni-Stahl für Anwendungen in Schwimmbädern.
Edelstahl WNr. 1.4305 (X10CrNiS189) Ein austenitischer 18/10
Cr-Ni-Stahl, der zur Verbesserung der Zerspanbarkeit mit Schwefel legiert
ist, so dass eine Bearbeitung auf Automaten möglich ist. Durch den
höheren Schwefelgehalt wird die Korrosionsbeständigkeit herabgesetzt.
Sie ist besser als beim Werkstoff 1.4104 und entspricht etwa der von Werkstoff
1.4016. Für Kaltumformung ist diese Qualität nicht geeignet,
ebenfalls nicht für Verbindungsschweißungen. Durch den Schwefelanteil
werden beim Elektropolieren abgedrehte Flächen aufgerauht.
Verwendung
von Edelstahl WNr. 1.4305 (X10CrNiS189):
Für Drehteile bei Automatenarbeiten,
wenn eine bessere Korrosionsbeständigkeit als bei Werkstoff 1.4104
gewünscht wird.
Edelstahl WNr. 1.4306 (X2CrNi1911) Ein austenitischer, säurebeständiger
Cr-Ni-Stahl mit extrem niedrigem Kohlenstoffgehalt, was zu einer erhöhten
Beständigkeit gegen interkristalline Korrosion führt. Auch Bleche
über 6 mm müssen nicht nachbehandelt werden, selbst wenn sie
unter weniger günstigen Verhältnissen geschweißt wurden.
Die Schweißbarkeit ist nach allen elektrischen Verfahren gut, ein
Gasschmelzschweißen sollte jedoch nicht angewandt werden. Der Stahl
ist sehr gut polierfähig. Als Anhaltswert für die höchste
Anwendungstemperatur werden
350 Grad Celsius angegeben. Wegen des extrem niedrigen Kohlenstoffgehaltes
liegt die Härte, die Festigkeit und die Streckgrenze im abgeschreckten
Zustand besonders niedrig, niedriger als bei allen anderen austenitischen
Cr-Ni-Stählen. Dadurch ergibt sich eine besonders gute Kaltumformbarkeit.
Wegen der Neigung zur Kaltverfestigung muss bei der Zerspanung stets mit
scharf geschliffenen Werkzeugen aus hochlegierten Schnelldrehstahl oder
Hartmetall gearbeitet werden.
Verwendung
von Edelstahl WNr. 1.4306 (X2CrNi1911):
Die chemische Beständigkeit
ist vergleichbar mit der von 1.4301, so dass auch gleichartige Anwendungesmöglichkeiten
bestehen. Die Kaltumformbarkeit ist jedoch noch besser.
Edelstahl WNr. 1.4310 (X12CrNi177) Der chrom-nickel-legierte
X 12 CrNi 17 7 nach DIN 17 224 wird häufig für korrosionsbeständige
Teile eingesetzt. Die Festigkeit für Normteile wie Tellerfedern wird
beim X 12 CrNi 17 7 durch Kaltwalzen erzielt. Die maximale Materialstärke
für Tellerfedern ist daher auf 2,0 mm begrenzt. Die Kaltverfestigung
führt zu einer mehr oder weniger ausgeprägten Magnetisierbarkeit.
Verwendung
von Edelstahl WNr. 1.4310 (X12CrNi177):
Lebensmittelindustrie und
chemische Industrie (E-Modul bei 20°C 190.000N/mm2, flexibel von -150°C
bis 200°C).
Edelstahl WNr. 1.4401 (X5CrNiMo17-12-2),
WNr. 1.4571 (X6CrNiMoTi17-12-2) Nach allen bekannten Schweißverfahren
gut schweißbar. Eine Wärmebehandlung nach dem Schweißen
ist im Allgemeinen nicht erforderlich. In Sonderfällen, wenn der Abbau
von Schweißspannungen aus korrosionschemischen Gründen zweckmäßig
erscheint, sollte eine Wärmebehandlung erfolgen (z. B. 1/2 Std. bei
900 ºC). Gute Duktilität. Wie bei 1.4541 sollte für spanabhebende
Bearbeitung nur gut geschliffenes Werkzeug verwendet werden. Die Stähle
sind polierfähig.
Verwendung
von Edelstahl WNr. 1.4401 (X5CrNiMo17-12-2), WNr. 1.4571 (X6CrNiMoTi17-12-2):
Die erhöhte Beständigkeit
gegen Korrosion und Lochfraß prädestiniert diese Stähle
für den Einsatz vor allem auf dem weiten Gebiet des chem. Apparatebaus.
Weitere Anwendungsgebiete: Kernkraft, Instrumentierung im Reaktorbau, U-Boot
Bau, Ofenbau, Sulfit-, Zellstoff-, Textil-, Farben-, Fettsäure-, fotochemische
und pharmazeutische Industrie.
Edelstahl WNr. 1.4541 (X6CrNiTi1810) Dieser Werkstoff besitzt
eine hervorragende Beständigkeit gegenüber einer Vielzahl von
aggressiven Medien einschließlich heißer Erdölprodukte,
Dampf und Verbrennungsgase. Im Dauerbetrieb an Luft gute Oxidationsbeständigkeit
bis ca. 900 ºC, bei Temperaturwechsel bis ca. 800 ºC. Bei Betrieb
in Kohlendioxid beständig bis 650 ºC.
Nach allen bekannten Schweißverfahren
gut schweißbar. Er ist mit Ti als Karbidbildner legiert und deshalb
kornzerfalIsbeständig
gemäß DIN 50914, so dass unabhängig vom Querschnitt eine
thermische Nachbehandlung nach dem Schweißen nicht erforderlich ist.
Der Werkstoff zeichnet sich durch gute Duktilität aus. Für spanabhebende
Bearbeitung sind nur gut geschliffene Werkzeuge zu verwenden, da andernfalls
eine starke Oberflächenverfestigung stattfindet, die eine weitere
Bearbeitung erschwert.
Verwendung
von Edelstahl WNr. 1.4541 (X6CrNiTi1810):
Kernkraft (auch in flüssigem
Natrium), Instrumentierung im Reaktorbau, chem. Apparatebau (sehr gute
Korrosionsbeständigkeit),
z. B. Herstellung von Acetyl- und Salpetersäure, Wärmetauscher,
Glühöfen, Papier- und Textilindustrie, Erdölverarbeitung
und Petrochemie, Fett- und Seifenindustrie, Nahrungsmittelgewerbe, Molkerei-
und Gärungsbetriebe.
Edelstahl WNr. 1.4841 (X15CrNiSi25-20) Hervorragende Korrosionsbeständigkeit.
Bei Betrieb in Kohlendioxid haltiger Atmosphäre bis 900 ºC einsetzbar.
Widerstandsfähig gegenüber rauchender Salpetersäure bei
20 ºC und geschmolzenen Nitraten bis zu 420 ºC Im Dauerbetrieb
an Luft bis ca. 1150 ºC bei Temperaturwechsel bis ca. 1000 ºC
einsetzbar. Die Verwendung des Werkstoffes im Bereich von 550 ºC bis
850 ºC kann für den Dauerbetrieb nicht empfohlen werden, da er
zur 0-Phasenausscheidung neigt und deshalb nach Abkühlung auf Raumtemperatur
spröde wird.
Der Stahl ist geeignet für
das Schmelzschweißen nach den verschiedenen Lichtbogenverfahren.
Eine Vorwärmung sowie eine Wärmebehandlung nach dem Schweißen
sind nicht erforderlich. Einwandfrei warm und kalt verarbeitbar. Nach Warm-
und Kaltverformung wird eine Wärmebehandlung empfohlen (1050 ºC–1100
ºC, Wasser- oder Luftabkühlung). Die spanabhebende Bearbeitung
ist bei Verwendung hochwertiger Werkzeuge und richtiger Wahl der Schnittbedingungen
ohne
weiteres durchführbar.
Die Verwendung von Hartmetall-Werkzeugen ist zu empfehlen.
Verwendung
von Edelstahl WNr. 1.4841 (X15CrNiSi25-20):
Überall da, wo
die hervorragende Zunderbeständigkeit bei gleichzeitig hoher Warmfestigkeit
von Vorteil ist. Wegen des hohen Ni-Gehalts allerdings empfindlich gegen
schwefelhaltige Ofengase, besonders in reduzierender Atmosphäre.Speziell:
Kraftwerke, Erdöl- und Petrochemie, Ofenbau, Wärmetauscher, Luftvorwärmer,
Zementöfen, Ziegeleiöfen, Glasherstellung.
Edelstahl WNr. 1.4816 Gute Widerstandsfähigkeit
gegenüber allgemeiner Korrosion und Spannungsrißkorrosion. In
Kohlendioxid liegt Einsatzgrenze bei 500 ºC, da ab 650 ºC die
Korrosion stark wird. In fl. Natrium sollte Alloy 600 nicht oberhalb 750
ºC eingesetzt werden, da ab dieser Temperatur Materialabbau erfolgt.
Hervorragende Oxidationsbeständigkeit bis ca. 1150 ºC. Nicht
einsetzbar oberhalb 550 ºC in schwefelhaltiger Atmosphäre. In
chlorfreiem Wasser bis 590 ºC verwendbar.
Nach allen bekannten Schweißverfahren
gut schweißbar. Vor dem Schweißen sollte geglüht werden.
Gut löt- und hartlötbar. Sehr gute Duktilität. Als hoch
nickelhaltige Legierung besitzt Alloy 600 bei hoher Temperatur sehr gute
mechanische Eigenschaften. Da es sich um einen weichen, zähen Werkstoff
handelt, wird die spanabhebende Verarbeitung erleichtert, wenn das Material
nicht im geglühten sondern im walzharten Zustand bearbeitet wird.
Verwendung
von Edelstahl WNr. 1.4816 :
Standardwerkstoff für
den Bau von Druckwasserreaktoren, Kernkraft, Ofenbau, Synthetikfaserherstellung,
Glaswannenabzüge, Kunststoffindustrie,
Papierherstellung, Nahrungsmittelverarbeitung, Dampfkessel,
Destillationskolonnen, FIugmotoren.
Natürliche
Edelstahlsorten: Nickel-Eisen-Meteoriten Ein
Blick in die Vergangenheit des Universums und in die Zukunft der Edelstahl-Forschung. Meteoritisches Eisen wurde
schon vor der eigentlichen (von den Europäern definierten) Eisenzeit
zur Herstellung von Kultgegenständen, Werkzeugen oder Waffen benutzt.
So wurden etwa in einem kleinen Gräberfeld aus der Zeit von 3300 bis
3000 v. Chr. bei der ägyptischen Siedlung Gerzeh Eisenperlen mit einem
Nickelgehalt von 7,5 Prozent gefunden, was den meteoritischen Ursprung
nahelegt. Eine Dolchklinge aus meteoritischem Eisen wurde auch in der Grabkammer
des Pharaos Tutanchamun (um 1340 vor Christus) gefunden.
Meteoreisen, Eisenmeteoriten
oder Nickel-Eisen-Meteoriten machen etwa fünf Prozent aller Meteoriten
aus und bestehen aus einer Legierung aus Eisen und etwa 5-20 Gewichtsprozent
Nickel. Ihr Inneres ist metallisch-grau gefärbt und von einer braunschwarzen
Kruste umgeben. Es besteht meist aus zwei verschiedenen Mineralen, Kamacit
und Taenit, die charakteristische Widmanstätten-Strukturen bilden.
Eisenmeteoriten enthalten oft Einschlüsse des Minerals Troilit (Eisensulfid).
Der Hoba-Meteorit ist der bislang größte auf der Erde gefundene
Meteorit. Der Nickel-Eisen-Meteorit besteht zu zirka 82 % aus Eisen, zu
zirka 16 % aus Nickel und zu zirka 1 % aus Kobalt. Darüber hinaus
enthält er eine Reihe von Spurenelementen wie Chrom, Gallium, Germanium,
Iridium, Kohlenstoff, Kupfer, Schwefel und Zink. Meteoriten mit Nickelgehalten
von über 15 % werden als Ataxite bezeichnet.Er befindet sich auf dem
Gelände der „Hoba“-Farm in den Otavibergen, etwa 20 km westlich von
Grootfontein in Namibia. Das Gewicht dürfte ca. 50-60 Tonnen betragen.
Seine ursprünglichen Abmessungen waren 2,70m×2.70m×0,90
m. Der Meteorit schlug vor zirka 80.000 Jahren auf der Erde ein und liegt
immer noch in der ursprünglichen Position. Sein geschätztes Alter
beträgt 190 bis 410 Millionen Jahre.
Eisenmeteoriten stammen
wahrscheinlich aus dem Kern ehemaliger Asteroiden, bei deren Entstehung
sich die schweren Elemente Eisen und Nickel im Innern absetzten. Sie werden
oft als Modell für die Zusammensetzung des Erdkerns angesehen. Im
Inneren der Asteroiden waren die Metalle vollständig aufgeschmolzen
und gemischt, sie kühlten sehr langsam ab - etwa 1 °C pro Jahrtausend.
Die Schmelze kristallisierte zunächst als homogene Eisennickel-Legierung,
die bei weiterer Abkühlung in zwei Minerale mit unterschiedlichen
Nickelgehalten zerfiel, den nickelarmen Kamacit ( weniger als sechs Prozent
Nickelgehalt), der auch als Balkeneisen bezeichnet wird, und den nickelreichen
Taenit (sechs bis fünfzehn Prozent Nickel), auch Bandeisen genannt.
Neben einem spezifischen
Eisen- und Nickelgehalt enthalten die Eisenmeteoriten Minerale wie Cohenit
(Eisencarbid), Schreibersit (Nickel-Eisenphosphid), Troilit (Eisensulfid)
sowie Kohlenstoff in Form von Graphit. Darüber hinaus enthalten sie
Spurenanteile von Edel- und Schwermetallen, wie Germanium, Gallium, Iridium,
Arsen, Wolfram und Gold.
Die Nickel-Eisenmeteoriten
werden anhand ihrer Zusammensetzung und ihrer Struktur in Hexaedrite, Oktaedrite
und Ataxite und diverse Untergruppen unterteilt. Die Klassifikationen sund
wesentlich komplexer und vielschichtiger als bei den vom Menschen hergestellten
Edelstahlsorten und bieten ein hohes Forschungspotential für die Entwicklung
neuer Legierungen.
1.
Hexaedrite
Hexaedrite wurden während
ihrer Entstehung nicht über 800 °C erhitzt und bestehen fast ausschließlich
aus dem Mineral Kamacit. Der Nickel-Gehalt beträgt 4-7,5 %. Sie zeigen
keine Widmanstättenschen Strukturen wie die Oktaedrite. Der Name bezieht
sich auf ihre Spaltbarkeit nach den Flächen eines Würfels, oder
Hexaeders. Einige der Meteoriten weisen jedoch nach Anätzen parallele
Linien, die Neumannschen Linien, auf. Es handelt sich um Verformungen des
Kristallgefüges, die offensichtlich das Ergebnis eines Impaktereignisses
darstellen und beim Zusammenstoß des Ursprungskörpers mit einem
anderen Asteroiden oder beim Einschlag auf der Erde entstanden sein könnten.
2.
Oktaedrite
Oktaedrite waren während
ihrer Entstehung Temperaturen über 800 °C ausgesetzt. Sie setzen
sich aus einer Mischung von Kamacit und Taenit zusammen. Werden diese Meteoriten
poliert und angeätzt, zeigen sich die typischen Widmanstättenschen
Strukturen aus Kamacit-Balken und Taenit-Lamellen. Sie sind parallel zu
den Flächen eines Oktaeders angeordnet, daher der Name. Nach der Breite
der Kamacit-Balken werden die Oktaedrite in Strukturklassen eingeteilt.
Dabei besteht eine Korrelation mit dem Nickelgehalt, je mehr Nickel, desto
feiner ist die Struktur. Die Ursache dafür liegt in der Tatsache,
dass im Eisen-Nickel System die Ausscheidung des Kamazits aus dem zunächst
homogenen Taenit bei umso tieferer Temperatur erfolgt, je höher der
Nickel-Gehalt ist, so dass sich dann durch die langsamere Diffusion nur
noch schmale Balken bilden können.
Die folgenden Klassen werden
unterschieden:
Gröbste Oktaedrite
(Ogg), Balkenbreite mehr als 3,3 mm, 5-9 % Ni
Grobe Oktaedrite (Og), Balken
1,3 bis 3,3 mm, 6,5-8,5 % Ni
Mittlere Oktaedrite (Om),
Balken 0,5 bis 1,3 mm, 7-13 % Ni
Feine Oktaedrite (Of), Balken
0,2 bis 0,5 mm, 7,5-13 % Ni
Feinste Oktaedrite (Off),
Balken kleiner als 0,2 mm, 17-18 % Ni
Zusätzlich können
die Oktaedrite nach ihrem Gehalt an den Spurenelementen Ga, Ge und Ir in
die chemischen Gruppen I bis IV eingeteilt werden.
Daneben existiert noch eine
Reihe von Oktaedriten, die bislang keiner dieser Gruppen zugeordnet werden
konnten.
-Bekannte Vertreter der
Oktaedritgruppe sind der Gibeon-Meteorit, Sikhote-Alin-Meteorit, Campo-del-Cielo-Meteorit,
Canon-Diablo-Meteorit, Nantan-Meteorit, der Mundrabilla-Meteorit und der
Meteorit Toluca.
3.
Ataxite
Die Ataxite (gleich "ohne
Struktur") weisen Nickelgehalte von mehr als 15 Prozent auf. In diesen
Meteoriten liegt nur noch das Mineral Taenit vor; es zeigen sich keine
Widmanstättenschen Strukturen.
Zu den Ataxiten gehören
zum Beispiel die Chinga-Meteoriten und Dronino-Meteoriten sowie der sechzig
Tonnen schwere Meteorit Hoba.
Untersuchungen des jeweiligen
Verhältnisses der Spurenmetalle Gallium, Germanium, Kobalt, Chrom
und Kupfer zum Nickelgehalt in Nickel-Eisenmeteoriten durch J. F. Lovering
et al. (1957) führten, zusätzlich zur strukturellen Klassifizierung,
zur Einführung der chemischen Gruppen I bis IV. Diese Einteilung wurde
1967 durch J. T. Wasson und J. Kimberlin auf insgesamt dreizehn Gruppen
erweitert, welche durch Hinzufügen von Buchstaben an die Gruppennummer
unterschieden werden. Man geht davon aus, dass jede dieser chemischen Gruppen
einem eigenen Ursprungskörper entspricht.
4.
Ungruppierte Meteorien und weitere Klassifizierungen:
Immerhin etwa zehn Prozent
der Eisenmeteoriten passen in keine dieser dreizehn Gruppen und werden
als ungruppiert (UNGR) bezeichnet. Nickel-Eisenmeteoriten können auch
in magmatisch und nichtmagmatisch unterteilt werden. Die ersteren sind
aus einer Schmelze entstanden, die komplett aufgeschmolzen war, während
die nichtmagmatischen Meteoriten vermutlich nicht komplett aufgeschmolzen
waren und vielleicht bei einem Impakt geformt wurden.
Der überwiegende Teil
der Nickel-Eisenmeteoriten gehört der Gruppe IAB an. Es handelt sich
dabei um grobe und mittlere Oktaedrite mit deutlich ausgeprägten Widmanstättenschen
Strukturen. Sie enthalten Einschlüsse verschiedener Silikate, die
chemisch eng mit primitiven Achondriten verwandt sind. Es wird angenommen,
dass beide Meteoritengruppen vom selben Ursprungskörper stammen. Die
IAB-Eisenmeteoriten enthalten oft Einschlüsse des Eisensulfids Troilit
und schwarze Graphit-Knollen. Das Vorhandensein dieser elementaren Form
des Kohlenstoffs sowie die Verteilung der Spurenelemente geben einen Hinweis
auf die Verwandtschaft der IAB-Eisenmeteoriten mit den kohligen Chondriten.
Bei den Meteoriten der Gruppe
IIAB handelt es sich um Hexaedrite, die aus einzelnen, sehr großen
Kamacit-Kristallen aufgebaut sind. Die Verteilung der Spurenelemente ähnelt
der in einigen kohligen Chondriten und Enstatit-Chondriten. Es wird daher
davon ausgegangen, dass die IIAB-Eisen von einem chondritischen Ursprungskörper
stammen.
Die Gruppe der IIC-Eisenmeteoriten
besteht aus Oktaedriten mit sehr feinem Kristallgefüge.
Bei den Meteoriten der Gruppe
IID handelt es sich um mittlere bis feine Oktaedrite, die hohe Anteil an
Gallium und Germanium enthalten. Sie enthalten oft Einschlüsse des
Nickeleisenphosphids Schreibersit - ein äußerst hartes Mineral.
Was ist Stahl ? Nach der traditionellen
handwerklichen Auffassung werden als Stähle alle Eisenwerkstoffe bezeichnet,
die ohne Nachbehandlung schmiedbar sind, um sie von jenen zu differenzieren,
die gießfähig sind. Diese historische Betrachtungsweise hat
bis heute ihre grundlegende Richtigkeit behalten. Demzufolge bezeichnet
der Begriff „Stahl“ nach der neueren und verfeinerten Definition alle metallischen
Legierungen, deren Hauptbestandteil Eisen ist und die durch Schmieden,
Walzen oder andere Arten der Warmverformung plastisch verformbar sind.
Nach der klassischen metallurgischen
Definition ist Stahl eine Eisen-Kohlenstoff-Legierung, die weniger als
2,06 Massen % Kohlenstoff enthält. Dieser Definition folgt auch die
europaweit geltende Norm DIN EN 10020, nach der Stähle Werkstoffe,
deren Massenanteil an Eisen größer ist als der jedes anderen
Elements, dessen Kohlenstoffgehalt im allgemeinen kleiner als 2 Gew.-%
C sind.
Alle stärker kohlenstoffhaltige
Eisenwerkstoffe werden als Gußeisen bezeichnet. Hier liegt der Kohlenstoff
in Form von Graphit vor.
Gegenwärtig gibt es
aber einige Gruppen von Stählen, in denen Kohlenstoff kein Legierungsbestandteil
mehr ist. Ein Beispiel dafür sind IF-Stähle, in deren Eisenmatrix
kein Kohlenstoff interstitiell eingelagert ist.
Die
Eigenschaften von Stahl: Stähle sind die am
meisten verwendeten metallischen Werkstoffe. Durch Legieren mit Kohlenstoff
und anderen Elementen in Kombination mit Wärme- und thermomechanischer
Behandlung (gleichzeitige thermischer Behandlung mit plastischer Umformung)
können seine Eigenschaften für einen breiten Anwendungsbereich
angepaßt werden.
Der Stahl kann zum Beispiel
sehr weich („Weicheisen“) verformbar hergestellt werden, wie etwa das Weißblech
der Getränkedosen. Demgegenüber kann er sehr hart und dafür
spröde hergestellt werden, wie etwa martensitische Stähle für
Messer (Messerstahl). Moderne Entwicklungen zielen darauf, den Stahl gleichzeitig
fest und duktil (verformbar) herzustellen, als Beitrag für Leichtbau
von Maschinen.
Das wichtigste Legierungselement
im Stahl ist Kohlenstoff. Er liegt entweder elementar oder als Verbindung
(Zementit=Fe3C) vor. Die Bedeutung von Kohlenstoff im Stahl ergibt sich
aus seinem Einfluss auf die Stahleigenschaften und Phasenumwandlungen.
Im Allgemeinen wird Stahl
mit höherem Kohlenstoffanteil fester, aber auch spröder. Durch
Legieren mit Kohlenstoff entstehen in Abhängigkeit von der Konzentration
und der Umgebungstemperatur unterschiedliche Phasen: Austenit, Ferrit,
Perlit, Ledeburit und primärer, sekundärer und tertiärer
Zementit. Durch beschleunigtes Abkühlen von Austenit, in dem Kohlenstoff
gelöst ist, können die weiteren Phasen wie fein- (ex Sorbit)
und feinststreifiger Perlit (ex Troostit) sowie nadeliger/körniger
Bainit ("Zwischenstufe")
und massiver/nadeliger Martensit bzw. Hardenit entstehen (Härten von
Stahl).
Die Kristallstruktur von
Stahl kann mit dem Eisen-Kohlenstoff-Diagramm beschrieben werden.
Die Dichte von Stahl bzw.
Eisen beträgt rund 7,85 · 10³ kg/m³, der E-Modul
ca. 210 GPa.
Austenit,
austenitische Stähle: Als Austenit werden Gamma-Mischkristalle
des Eisens bezeichnet, die sich bei einem Kohlenstoffgehalt zwischen 0-2,06
% des Gewichts oberhalb von 723 Grad Celsius als kubisch-flächenzentrierte
Gitter bilden. Bei langsamer Abkühlung einer Eisenschmelze wandelt
sich unterhalb von 723 Grad Celsius die kristalline Struktur in kubisch
raumzentrierte Alpha-Mischkristalle aus Ferrit um, der strukturbedingt
weniger Kohlenstoff binden kann. Der Kohlenstoff verbindet sich mit einem
Eisenanteil zu Eisencarbid (Fe3C), das nun Zementit genannt wird
und einen eigenständigen Gefügebestandteil bildet.
Austenit besitzt eine kubisch-flächenzentrierte
Struktur mit einer maximalen Löslichkeit für Kohlenstoff von
2,06 %. Das Gefüge besitzt eine geringe Härte. Seine Festigkeit
kann durch Kaltverformung enorm gesteigert werden; dadurch kommt es zu
Problemen bei seiner Bearbeitung durch Zerspanung (Feilen, Sägen,
Fräsen, Drehen). Bei der Betrachtung durch ein Auflichtmikroskop ist
das Gefüge erkennbar an charakteristischen Zwillingsgrenzen.
Austenit ist der Haupt-Gefüge-Bestandteil
vieler nichtrostender Edelstähle und ist nicht ferromagnetisch. Austenit
kommt bei Raumtemperatur nur in Legierungen vor, unlegierte Stähle
haben unterhalb von etwa 723 °C den gesamten Austenit zu Perlit
und (abhängig vom Kohlenstoffgehalt)
Ferrit oder Zementit umgewandelt.
Im weiteren Sinn wird der
Begriff Austenit auch auf andere kubisch-flächenzentrierte Strukturen
übertragen. Ein Beispiel sind die Formgedächtnis-Legierungen.
Die Gewinnung von Roheisen und
schmiedbarem Eisen: Siehe:
Die entsprechenden WEB-Seiten: (im Aufbau)
...Die
historische Roheisen-Gewinnung im Rennfeuer
...Die
historische Roheisen-Gewinnung im Stückofen oder Wolfsofen
...Die
Roheisen- und Stahl-Gewinnung im Hochofen (Hochofenroute)
...Die
Roheisen- und Stahl-Gewinnung durch Direktreduktion
...Die
Roheisen-Aufbereitung und Stahlherstellung
...Die
Roheisen-Aufbereitung und Stahlherstellung im Gußstahl-Verfahren
...Die
Roheisen-Aufbereitung und Stahlherstellung im Puddel-Verfahren
...Die
Roheisen-Aufbereitung und Stahlherstellung im Thomas- und Bessemer-Verfahren
...Die
Roheisen-Aufbereitung und Stahlherstellung im OBM-Verfahren
...Die
Roheisen-Aufbereitung und Stahlherstellung im Siemens-Martin-Verfahren
...Die
moderne Roheisen-Aufbereitung und Stahlherstellung im Linz-Donawitz-Verfahren
...Die
moderne Roheisen-Aufbereitung und Stahlherstellung im Elektrostahlverfahren
...Die
moderne Roheisen-Aufbereitung und Stahlherstellung im Corexverfahren
...Austenit,
austenitische Stähle
Die historische Roheisen-Gewinnung im Rennfeuer: Ca. 1500 v. Chr. wurden
die ersten Rennöfen gebaut. Diese sind Lehmöfen, in die Holzkohle
und Eisenerz schichtweise eingebracht wurden. Im Rennofen entstehen Temperaturen
zwischen etwa 1200 und 1300 °C, die das taube Gestein aufschmelzen
und als Schlacke ablaufen lassen. Daher stammt auch der Name: Rennen von
Rinnen. Das Eisen wird durch die Holzkohle reduziert. Es entsteht eine
von Schlacketeilchen durchsetzte Luppe, die durch Schmieden weiterverarbeitet
werden kann.
Ursprünglich wurde
das Eisen von Eisenmeteoriten verarbeitet. In Lehmöfen, die mit Holzkohle
und Luft, durch Blasebalge, beschickt wurden, konnten enorme Temperaturen
erreicht werden. 1300–1600 °C waren nötig, um die Eisen-Nickel-Legierung,
die in den Meteoren enthalten ist (80-95 % Eisen), herauszuschmelzen.
Die historische Roheisen-Gewinnung
im Stückofen oder Wolfsofen: Ab etwa dem 12. Jahrhundert
wurden die Öfen nicht mehr in die Erde sondern oberirdisch gebaut
(Vorläufer der Hochöfen) und zusätzlich durch wassergetriebene
Blasebälge mit Luft versorgt. Auch wurde der Stahl mit wassergetriebenen
Hammerwerken bearbeitet.
Die Roheisen- und Stahl-Gewinnung
im Hochofen (Hochofenroute): Bei diesem Verfahren wird
zuerst Roheisen aus Eisenerz und Koks hergestellt. Außerdem kann
zusätzlich Schrott eingesetzt werden. Danach wird durch weitere Verfahren
aus Roheisen Stahl hergestellt.
Die Stahlherstellung aus
Eisenerz erfolgt gegenwärtig üblicherweise mit einem Hochofen.
Das Eisenerz wird zunächst gesintert, um eine geeignete Stückigkeit
einzustellen. Der Sinter wird mit Kalkstein und Koks zum Möller vermischt
und anschließend in den Hochofen chargiert. Der Hochofen ist ein
metallurgischer Reaktor, in dem im Gegenstrom die Möllersäule
mit heißer Luft,
dem so genannten Wind reagiert.
Durch Verbrennen des Kohlenstoffs aus dem Koks entstehen die für die
Reaktion nötige Wärme und Kohlenmonoxid, das die Möllersäule
durchströmt und das Eisenoxid reduziert. Als Ergebnis entstehen Roheisen
und Schlacke, die periodisch abgestochen werden.
Da das Roheisen sehr viel
Kohlenstoff enthält, muß es einen weiteren Prozessschritt durchlaufen.
Durch Aufblasen von Sauerstoff, dem so genannten Frischen, wird der Kohlenstoff
oxidiert und es entsteht flüssiger Stahl. Nach dem Zulegieren der
gewünschten Elemente wird er im Strang oder in der Kokille zu Halbzeug
vergossen. Das Vergießen bedarf besonderer Techniken, man unterscheidet
zwischen beruhigtem und unberuhigt vergossenen Stahl (unter Beruhigen versteht
man das Binden
des in der Schmelze gelösten
Sauerstoffs durch Zulegieren von Aluminium oder Silizium). Dies hat Einfluss
auf im erkaltenden Stahl entstehende Seigerungen (Materialentmischungen,
z. B. Schwefelablagerungen) oder Lunker (durch das Schwinden des Materials
bedingte Hohlräume). Beide sind mit Qualitätsverlusten verbunden.
Die Roheisen- und Stahl-Gewinnung
durch Direktreduktion: Die Nachteile des Hochofens
sind, daß hohe Ansprüche an die Einsatzmaterialien gestellt
werden und der Ausstoß an Kohlendioxid. Das eingesetzte Eisenerz
und der Koks müssen stückig und hart sein, so daß genügend
Hohlräume in der Möllersäule bestehen bleiben, die das Durchströmen
durch den eingeblasenen Wind gewährleisten. Der CO2-Ausstoß
stellt eine hohe Umweltbelastung dar. Deshalb gibt es Bestrebungen, die
Hochofenroute abzulösen. Bisher hat sich aber kein Verfahren gegenüber
dem Hochofen etablieren können. Zu nennen sind hier die Eisenschwamm-
und Pelletsherstellung in Drehrohröfen sowie die Corex-, Midrex- und
Finex-Verfahren. Die bisher am meisten verbreiteten Verfahren sind Midrex
- bzw HYL Direktreductionsverfahren, die Eisenschwamm bzw. HBI ( Hot Briquetted
Iron ), als festes Einsatzmaterial erzeugen. Dieses ist immer noch mit
einer gewissen Menge von Gangart
des Ausgangserzes belastet,
aber der Kohlenstoffgehalt ist normalerweise nicht höher als 1%. Das
Corex-Verfahren ist neueren Datums und erzeugt ein flüssiges, roheisenähnliches
Vormaterial, dessen Kohlenstoffgehalt bei ca. 3,5 bis 4% liegt.
Die Roheisen-Aufbereitung
und Stahlherstellung: Man kann zwischen so genannten
Blasverfahren und Herdfrischverfahren unterscheiden.
Bei den Blasverfahren wird
das Roheisen mit Sauerstoff oder Luft gefrischt. Der Oxidationsprozess,
der den Kohlenstoffanteil senkt (das Frischen), liefert in diesen Verfahren
genug Wärme, um den Stahl flüssig zu halten, eine externe Wärmezufuhr
ist in den Konvertern deshalb nicht notwendig. Die Blasverfahren kann man
zusätzlich in Aufblasverfahren und Bodenblasverfahren unterteilen.
Zu den Bodenblasverfahren gehören das Bessemerverfahren, das Thomasverfahren,
die Rennfeuer und frühen
Hochöfen. Das bekannteste
Aufblasverfahren ist das LD Verfahren.
Bei den Herdfrischverfahren
wird der zur Oxidation notwendige Sauerstoff dem zugesetzten Schrott und
Erz entnommen. Außerdem muß den Herdfrischkonvertern extern
Wärme zugeführt werden. Die bekanntesten Herdfrischverfahren
sind das Siemens-Martin-Verfahren und der Elektroofenprozess.
In moderner Zeit wird Stahl
zunehmend in integrierten Stahlwerken hergestellt, die die Roheisenherstellung,
die Stahlproduktion und die Halbzeug-Fabrikation in einem Werk integrieren,
um Transporte, Energie und damit Kosten zu sparen.
Die Roheisen-Aufbereitung
und Stahlherstellung im Gußstahl-Verfahren: Das Roheisen wird im seit
1842 angewendeten Gußstahlverfahren zusammen mit Schrott geschmolzen.
Der Sauerstoffanteil im Schrott frischt das Roheisen und verbessert somit
die Qualität des Stahls.
Die Roheisen-Aufbereitung
und Stahlherstellung im Puddel-Verfahren: Das Puddel-Verfahren wurde
im Jahre 1784 von Henry Cord in England erfunden. Dabei wird die schon
zäh werdende Roheisenmasse mit Stangen gewendet, so daß möglichst
viel der Oberfläche mit der Umgebungsluft in Berührung kommen
kann. Durch diesen Sauerstoffkontakt wird das Roheisen gefrischt und so
zu Stahl verarbeitet (siehe auch Eiffelturm, Griethauser Brücke).
Die Roheisen-Aufbereitung
und Stahlherstellung im Thomas- und Bessemer-Verfahren: (DSN-Verfahren, Thomasbirne,
um 1900)
Diese sind Konverterverfahren,
bei denen durch Bodendüsen des Konverters Gase in die Roheisenschmelze
gedrückt werden. Die Thomas- und Bessemerverfahren verwenden Luft,
im DSN-Verfahren (Dampf-Sauerstoff-Neunkirchen) wird Sauerstoff zusammen
mit Wasserdampf statt Luft eingesetzt. Das auch "saures Windfrischverfahren"
genannte Bessemerverfahren wurde 1855 von Henry Bessemer entwickelt. Das
Thomasverfahren (auch "basisches Windfrischverfahren" genannt und bekannt
durch die Konverterform:
die Thomasbirne) wurde 1878 von Percy Gilchrist und Sidney Thomas erfunden.
Sie unterscheiden sich durch die Ausmauerung des Ofens, welche entweder
sauer oder basisch wirkt und so verschiedene Eigenschaften aufweist (im
Thomasverfahren eine Dolomit-Teer-Mischung).
Die Roheisen-Aufbereitung
und Stahlherstellung im OBM-Verfahren: Im OBM-Verfahren (Oxygen-Bottom-Maxhütte
oder Oxygen-Bodenblas-Metallurgie-Verfahren) werden Sauerstoff und Butan
oder Propan durch den Boden des Konverters eingeblasen. Mit der Stillegung
der Neuen Maxhütte in Sulzbach-Rosenberg im Jahr 2003 ist der einzige
deutsche OBM Konverter stillgelegt worden. In Charleroi (Belgien) existieren
OBM Konverter im Stahlwerk Duferco Carsid.
Die Roheisen-Aufbereitung
und Stahlherstellung im Siemens-Martin-Verfahren: Dieses war die bevorzugte
Stahlherstellungsmethode, von seiner Erfindung 1864 durch Friedrich Siemens
und Wilhelm Siemens und seiner Umsetzung zusammen mit Emile Martin und
Pierre Martin, bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der SM-Ofen
besteht aus dem Oberofen, mit dem vom Gewölbe überspanntem Schmelzraum
und dem Unterofen. Im Oberofen wird flüssiges Roheisen, Roheisenmasseln
(sic!) oder der Schrott chargiert. Im Unterofen sind die Regenerationskammern
zur
Luft- und Gasvorwärmung
untergebracht. Im Oberofen wird mit öl- oder gasbetriebenen Brennern
der Schmelzraum beheizt. Die Reduktion des Kohlenstoffs (Frischen) erfolgt
durch den Sauerstoffüberschuss der Brennerflamme oder durch Zugabe
von Eisenerz. Das Verfahren wurde inzwischen durch Sauerstoffblasverfahren
verdrängt. 1993 wurde in Brandenburg an der Havel
der letzte deutsche SM-Ofen
stillgelegt. Er ist heute als technisches Denkmal erhalten.
Die moderne Roheisen-Aufbereitung
und Stahlherstellung im Linz-Donawitz-Verfahren: Im Linz-Donawitz- oder LD-Verfahren
wird durch eine Lanze Sauerstoff auf das Schmelzbad im Konverter geblasen,
so werden unerwünschte Begleitstoffe oxidiert und können dann
als Schlacke abgestochen werden. Durch Zugabe von Schrott und Erz kann
der Roheiseneinsatz verringert und die Schmelze gekühlt werden. In
den Konverter muß flüssiges Roheisen chargiert werden, da das
Verfahren die Einsatzstoffe nicht aufschmelzen kann. Der fertige Stahl
wird durch Kippen des
Konvertergefäßes
in Pfannen abgestochen. Das Verfahren ist benannt nach den Standorten Linz
und Donawitz der österreichischen Unternehmen VÖEST und Alpine
Montan – beide inzwischen fusioniert zur Voestalpine - die dieses Verfahren
entwickelten. Inzwischen existieren mehrere Varianten des LD-Verfahrens,
bei dem etwa gleichzeitig Sauerstoff und anschließend Argon durch
Bodendüsen eingeleitet werden (LBE, Lance Bubbling Equilibrium).
Die moderne Roheisen-Aufbereitung
und Stahlherstellung im Elektrostahlverfahren: Bei den Elektrostahl-Verfahren
wird die zum Schmelzen erforderliche Wärme durch einen Lichtbogen
oder durch Induktion erzeugt. Der Lichtbogenofen wird mit Schrott, Eisenschwamm
und Roheisen beschickt. Außerdem werden noch Kalk zur Schlackenbildung
und Reduktionsmittel zugegeben. Der von den Graphitelektroden zum Schmelzgut
verlaufende Lichtbogen
erzeugt Temperaturen bis
zu 3500°C. Deshalb können auch schwer schmelzbare Legierungelemente
wie Wolfram und Molybdän als Ferrolegierungen eingeschmolzen werden.
Mit Lichtbogenöfen
können alle Stahlsorten hergestellt werden.
Die moderne Roheisen-Aufbereitung
und Stahlherstellung im Corexverfahren:
Der COREX-Prozess ist ein
zweistufiges Schmelzreduktionsverfahren („smelting-reduction“), in dem
Roheisen auf Basis nicht verkokter Kohle und Eisenerzen hergestellt werden
kann. Ziel des Schmelzreduktionsverfahren ist es, durch die Kombination
von Schmelzprozess, Kohlevergasung und Direktreduktion flüssiges Eisen
zu erzeugen, dessen Qualität dem Hochofenroheisen entspricht. Die
Schmelzreduktion kombiniert den Prozess der Direktreduktion (Vorreduktion
von Eisen zu Eisenschwamm) mit
einem Schmelzprozess (Hauptreduktion).
Der Prozess läuft also zweistufig in getrennten Aggregaten ab. Zuerst
werden die Erze zu Eisenschwamm reduziert, im zweiten Schritt erfolgt die
Endreduktion und das Aufschmelzen zu Roheisen. Die für den Schmelzvorgang
nötige Energie liefert die Verbrennung von Kohle (nicht verkokt).
Dabei entstehen große Mengen Kohlenmonoxid als Abgas, das als Reduktionsgas
genutzt wird.
Austenit, austenitische Stähle: Als Austenit werden Gamma-Mischkristalle
des Eisens bezeichnet, die sich bei einem Kohlenstoffgehalt zwischen 0-2,06
% des Gewicht 0berhalb von 723 Grad Celsius als kubisch-flächenzentrierte
Gitter bilden. Bei langsamer Abkühlung einer Eisenschmelze wandelt
sich unterhalb von 723 Grad Celsius die kristalline Struktur in kubisch
raumzentrierte Alpha-Mischkristalle aus Ferrit um, der strukturbedingt
weniger Kohlenstoff binden kann. Der Kohlenstoff verbindet sich mit einnem
Eisernanteil zu Eisencarbid (Fe3C), das nun Zementit genannt wird
und einen eigenständigen Gefügebestandteil bildet.
Austenit besitzt eine kubisch-flächenzentrierte
Struktur mit einer maximalen Löslichkeit für Kohlenstoff von
2,06 %. Das Gefüge besitzt eine geringe Härte. Seine Festigkeit
kann durch Kaltverformung enorm gesteigert werden; dadurch kommt es zu
Problemen bei seiner Bearbeitung durch Zerspanung (Feilen, Sägen,
Fräsen, Drehen). Bei der Betrachtung durch ein Auflichtmikroskop ist
das Gefüge erkennbar an charakteristischen Zwillingsgrenzen.
Austenit ist der Haupt-Gefüge-Bestandteil
vieler nichtrostender Edelstähle und ist nicht ferromagnetisch. Austenit
kommt bei Raumtemperatur nur in Legierungen vor, unlegierte Stähle
haben unterhalb von etwa 723 °C den gesamten Austenit zu Perlit
und (abhängig vom Kohlenstoffgehalt)
Ferrit oder Zementit umgewandelt.
Im weiteren Sinn wird der
Begriff Austenit auch auf andere kubisch-flächenzentrierte Strukturen
übertragen. Ein Beispiel sind die Formgedächtnis-Legierungen.